Kunst in Portugal

Kunst Portugal
Traditionelle portugiesische Azulejo-Kunst ( dabyki.nadya / Shutterstock.com )
Kunst in Portugal – in seinen Kunstmuseen oder den malerischen Stadtbildern – ist äußerst sehenswert. Bei dem Stichwort »Kunst« denken so viele an Deutschland als das Land der Dichter oder Frankreich als ein Land der Maler, dabei hat Portugal in Sachen Kunst und Kultur so vieles aufzubieten: Schon das portugiesische Mittelalter ist bekannt für seine Lyrik; der traurig und wehmütig klingende Fado als die portugiesische Musik schlechthin. Der »portugiesische Blues« hat seinen Ursprung in Kneipen Lissabons, wo Seeleute, Fischer und gestrandete Seelen zusammenkamen. Und mit der Seefahrt hat auch viel in der Kunst Portugals etwas zu tun.

Gefühlvoll, historisch und ausdrucksstark – so präsentiert sich portugiesische Kunst. Bestandteile wie die Azulejos, der Manuelinische Stil und die Welt der Malerei machen ihre Vielschichtigkeit aus.

Berühmte portugiesische Maler

Maler und Malerinnen der unterschiedlichsten Stilrichtungen von religiöser Malerei über Barock bis zur abstrakten Kunst prägen die Kunstlandschaft Portugals. Eine der wenigen portugiesischen Künstlerinnen, die internationale Bekanntheit erlangte, war die Malerin Maria Helena Vieira da Silva (1908–1992), die überwiegend in Paris lebte. Abstrakte Kunst und Grafiken bildeten ihren Schaffensbereich. Für ihr Werk wurde sie 1961 mit Preisen auf der Biennale von São Paulo ausgezeichnet und 1966 den französischen »Grand Prix National des Arts«. Außer in nahezu allen namhaften europäischen und amerikanischen Museen wird sie als Tochter ihres Landes selbstverständlich in Kunstmuseen Portugals stolz repräsentiert.

An Domingos de Sequiera (1768–1837) als einem der großen Meister in Portugals Kunstgeschichte kommst du in den umfangreichen Kunstausstellungen des Landes nicht vorbei. In eine arme Familie hineingeboren, besuchte dieser schon früh eine Künstlerschule und wurde 1802 zum Ersten Hofmaler König Johann VI ernannt. Hofmaler – seinerzeit der Könige Manuel I. Und Jõao III. – war auch Gregorio Lopes (1490–1550), der in Portugals »Goldenem Zeitalter« viele Persönlichkeiten bei Hofe porträtierte. Als Liebhaber barocker Kunst solltest du dir Werke von Josefa de Óbidos (1630–1684) ansehen, als Anhänger der postmodernen Malerei Bilder von Amadeo de Souza-Cardoso (1887–1918).

Bekannte Kunstmuseen in Portugal

Merke dir als Anlaufstellen für Kunstbetrachtung etwa das Gulbenkian-Museum in Lissabon vor. Das Museum von Weltrang und größte Museum der Stadt findest du unweit des Praça de Espanha: Hier werden viele Meisterwerke präsentiert. Pflichttermin ist für Kunst- und Bildungsinteressierte in der Hauptstadt unter anderem auch der Besuch im Nationalmuseum für alte Kunst – dem Museu Nacional de Arte Antiga. Im Kunstmuseum Berardo – Museu Coleção Berardo – indes triffst du auf moderne und zeitgenössische Kunst. Versäume auch nicht einen Besuch im Kachelmuseum in Lissabon – dem Museu Nacional do Azulejos oder dem Museum für dekorative Kunst.

Solltest du dich in Porto befinden, sind hier das Fotografiemuseum und das Museum Serralves einen Besuch wert, in Faro das Stadtmuseum. Wusstest du es? Madeira ist nicht nur Blumeninsel, Wanderinsel und »Insel des ewigen Frühlings«, sondern auch ein Eldorado der Kunst. Entdecke hier in Funchal unter anderem das Museum für sakrale Kunst und das Museum Quinta das Cruzes mit herrlichem Garten!

Azulejos – Fliesen, so prägend für Portugals Städte

So sehr wie der Fado so stark spiegeln auch die legendären Azulejos Portugals Seele. Ins Deutsche übersetzt, heißen sie »Fliesen« und das sind sie auch. In Lissabons Stadtbild etwa sind sie überall präsent – in Metrostationen, auf Häuserwänden und Parkbänken. Ihr Ursprung liegt tatsächlich bei den Mauren, die sie zunächst nach Spanien brachten. König Manuel I. Ist durch seine Bestellung der quadratischen Kacheln als Zierelemente für seine Paläste verantwortlich für ihre Einführung auch in Portugal: Ein Exportschlager war geboren. Im 14. Jahrhundert waren diese noch ausschließlich mit Ornamenten verziert.

Später kamen Azulejos mit gegenständlichen Bildern, teils inspiriert aus der portugiesischen Seefahrt, hinzu. In den Folgejahrhunderten flossen in ihre Dekore immer auch die aktuellen Stilrichtungen ein. Eine der beeindruckendsten Kompositionen aus den kleinen Fliesen überhaupt entstand 1700: Das annähernd 23 Meter lange »Grande Panorama de Lisboa« lässt die portugiesische Metropole vom Blickwinkel des Tejo aus in all ihren Details betrachten – ein wahres Zeugnis für die Nachwelt, das zum originalgetreuen Wiederaufbau Lissabons nach dem großen Erdbeben von 1755 beitrug.

Manuelinischer Stil – eine Sonderform der Spätgotik

So faszinierend wie die Azulejos, nur noch haptischer, ist der Manuelinische Stil, bei dem es sich um einen prunkvollen Architekturstil im Portugal des frühen 16. Jahrhunderts handelt. Er lässt sich als eine Sonderform der Spätgotik einordnen, welche um italienische, spanische und flämische sowie maritime Stilelemente ergänzt wurde. Es ist nur logisch, dass die Maler, Bildhauer und Architekten der Seefahrer-Nation Portugal sich durch Reisen von Seefahrern wie Vasco da Gama und Pedro Álvares Cabral inspirieren ließen. So fliesen Elemente des Meeres und der Seefahrt wie filigrane Korallen, Muscheln, Seesterne, Anker und wildwuchernde Seilknoten auch in jenen Manuelinischen Stil dein. Benannt wurde dieser nach Portugals König Dom Manuel I, während dessen Regierungszeit portugiesische Karavallen (Dreimaster) sämtliche Weltmeeren bereisten.

Die Baumeister jener Zeit erzählten in Bauwerken im Manuelinischen Stil wie dem Hieronymuskloster und dem Festungsturm in Belém oder dem Christuskloster von Tomar wildromantische Geschichten aus Teilen der Erde in schier unendlicher Ferne und die Bildhauer vervollständigten sie durch filigrane, spinnwebenfeine steinerne Traumbilder – zu betrachten in jedem Detail der Bauwerke.

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