Kathedrale von Porto
Sé do Porto

Wenn du durch die kopfsteingepflasterten Straßen Portos wanderst und dich dem historischen Zentrum näherst, wirst du sie schon von Weitem sehen: die majestätische Kathedrale von Porto, die Sé do Porto. Seit fast einem Jahrtausend thront sie auf dem Hügel Pena Ventosa und wacht über die zweitgrößte Stadt Portugals.
Was dich hier erwartet, ist weit mehr als nur ein beeindruckendes Bauwerk – es ist eine faszinierende Reise durch die portugiesische Geschichte, bei der sich romanische Wucht, gotische Eleganz und barocker Glanz zu einem einzigartigen architektonischen Erlebnis verbinden.
Die Kathedrale von Porto ist weit mehr als nur ein Museum – sie ist ein lebendiges Symbol für die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe Portugals. Als aktiver Bischofssitz verbindet sie historische Bedeutung mit gelebter Religionsausübung und zeigt eindrucksvoll, wie historische Monumente ihre ursprüngliche Funktion bewahren können.
Wenn du vor diesem ehrwürdigen Bauwerk stehst, das fast ein Jahrtausend portugiesischer Geschichte in sich vereint, wirst du verstehen, warum es seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Die Kathedrale von Porto ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein faszinierendes Geschichtsbuch aus Stein, das dir die Entwicklung Portugals von der Reconquista bis zur Moderne erzählt.
Von der Reconquista zur UNESCO-Welterbestätte
Die Anfänge einer Wehrkirche
Die Geschichte der Kathedrale beginnt um 1110, nur wenige Jahre nachdem die Christen Porto von den Mauren zurückerobert hatten. Bischof Hugo ließ den Grundstein für ein Bauwerk legen, das nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als Symbol der wiedergewonnenen christlichen Macht dienen sollte.
Die strategische Lage hoch über dem Douro war dabei kein Zufall – die Kathedrale sollte zugleich als Schutzburg gegen mögliche maurische Angriffe fungieren.
Bis ins 13. Jahrhundert entstand so ein imposantes romanisches Bauwerk mit unverwechselbar festungsartigem Charakter. Die charakteristischen dicken Mauern, kleinen Öffnungen und die markante Doppelturmfassade mit dem wunderschönen Rosettenfenster prägen das Erscheinungsbild der Kathedrale bis heute.
Übrigens gehörte sie zu den ersten Gebäuden in Portugal, die Strebepfeiler verwendeten – ein architektonisches Novum ihrer Zeit.
Königliche Hochzeiten und gotische Pracht
Das 14. Jahrhundert brachte nicht nur architektonische Neuerungen, sondern auch ein historisches Ereignis von europäischer Tragweite: 1387 heirateten hier König Johann I. von Portugal und die englische Prinzessin Philippa of Lancaster.
Diese Vermählung besiegelte das wichtige Bündnis zwischen Portugal und England, das die portugiesische Geschichte nachhaltig prägte.
Aus dieser Zeit stammt auch der elegante gotische Kreuzgang, der zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert errichtet wurde. Hier findest du heute eine der schönsten Azulejo-Sammlungen Portos, die im 18. Jahrhundert vom Künstler Valentim de Almeida geschaffen wurde.
Die charakteristischen blau-weißen Kacheln zeigen religiöse Szenen aus dem Hohelied und verleihen dem gotischen Ambiente eine einzigartige Atmosphäre.
Nicolau Nasoni und die barocke Verwandlung
Ein italienischer Künstler verändert Porto
Das 18. Jahrhundert brachte eine tiefgreifende Veränderung mit sich, als der italienische Architekt Nicolau Nasoni nach Porto kam.
Ursprünglich nur beauftragt, Fresken in der Sakristei zu malen, entwickelte er sich zu einer der einflussreichsten Figuren der portugiesischen Barockarchitektur. Seine Handschrift ist überall in der Kathedrale spürbar.
Besonders beeindruckend ist die von ihm geschaffene elegante Granittreppe, die zur oberen Etage führt und einen spektakulären Ausblick über Porto und den Douro bietet.
Die barocke Loggia an der Nordfassade mit ihren kunstvoll geschnitzten Balustraden ist ein weiteres Meisterwerk Nasonis. Sie harmoniert geschickt mit der romanischen Grundstruktur, ohne diese zu überlagern.
Was dich im Inneren der Kathedrale erwartet
Kunstschätze verschiedener Epochen
Beim Betreten des Innenraums wirst du von der spannenden Mischung aus schlichter romanischer Eleganz und prächtigem barockem Glanz überrascht.
Der vergoldete Hauptaltar aus dem 18. Jahrhundert – ebenfalls ein Werk Nicolau Nasonis – bildet den glanzvollen Höhepunkt des Kirchenraums und steht in faszinierendem Kontrast zur ansonsten zurückhaltenden Ausstattung.
Besonders sehenswert sind:
- Der silberne Altar der Kapelle des Heiligsten Sakraments – eine kostbare Goldschmiedearbeit aus dem 17./18. Jahrhundert
- Die beiden bedeutenden Marienbilder Nossa Senhora da Vandoma (Schutzpatronin Portos) und Nossa Senhora da Silva
- Skulpturen aus dem 14. Jahrhundert in der Kapelle São Vicente
- Zwei kunstvoll gearbeitete Taufbecken aus rosa Marmor vom Ende des 17. Jahrhunderts
Der Kapitelsaal und seine Schätze
Verpasse nicht den Kapitelsaal mit seiner prachtvollen hölzernen Kassettendecke von 1737, die von einem italienischen Künstler geschaffen wurde.
In einem Nebengebäude ist zudem ein kleines Museum untergebracht, das dir wertvolle Einblicke in die religiöse und kulturelle Geschichte Portos bietet. Dort findest du großartige Skulpturen, exquisite religiöse Gemälde, alte Schriften und antiken Schmuck.
Die moderne Orgel – Tradition trifft Technik
Ein bemerkenswertes Detail, das viele Besucher übersehen, ist die moderne Orgel von Georg Jann aus dem Jahr 1985. Mit 47 Registern auf drei Manualen zeigt dieses eindrucksvolle Instrument, wie traditionelle Handwerkskunst und moderne Technik auf harmonische Weise verschmelzen.
Die Orgel wird nicht nur für Gottesdienste genutzt, sondern auch für Konzerte, die das kulturelle Leben der Stadt bereichern.
Informationen für deinen Besuch
Öffnungszeiten
Kirche, Museum und Kreuzgänge
- Sommer: 09:00 – 18:30 Uhr
- Winter: 09:00 – 17:30 Uhr
An Weihnachten und Ostern geschlossen.
Eintrittspreise
- Kathedrale: Eintritt frei
- Kreuzgang und Kapitelsaal: 3 Euro
- Kinder bis 10 Jahre: Eintritt frei
Tickets
Eintrittskarten für die Kathedrale kannst du online beim Anbieter Tiqets kaufen. Wenn du mehr erfahren möchtest, empfehle ich dir eine geführte Tour.
Tipp: Beim Porto Highlights Pass und dem Porto Explorer Pass ist der Eintritt in die Kathedrale bereits enthalten.
Tipp 2: Mit der Porto Card bekommst du 1 Euro Rabatt auf dein Ticket.
So planst du deinen Rundgang
Beginne deinen Besuch am besten mit einem Blick auf die beeindruckende romanische Fassade. Das prachtvolle Rosettenfenster und die charakteristischen Doppeltürme vermitteln dir sofort einen Eindruck von der festungsartigen Ausstrahlung der Kathedrale.
Im Inneren solltest du dir ausreichend Zeit für das romanische Mittelschiff mit seinem mächtigen Tonnengewölbe nehmen. Der gotische Kreuzgang mit seinen berühmten Azulejos ist ein absolutes Muss – hier spürst du die harmonische Verbindung zwischen Architektur und Kunst besonders intensiv.
Vergiss nicht, über Nasonis Granittreppe zur oberen Etage zu steigen. Der Ausblick von dort ist atemberaubend und lässt die strategische Bedeutung der Kathedrale im mittelalterlichen Porto erahnen.
Der Bischofspalast – Nasonis zweites Meisterwerk
Wenn du die Kathedrale besuchst, wirf unbedingt auch einen Blick auf den benachbarten Bischofspalast (Paço Episcopal do Porto). Das imposante Bauwerk, seit 1910 als Nationaldenkmal anerkannt, gilt als weiteres Meisterwerk Nicolau Nasonis, der ab 1737 maßgeblich am Bau beteiligt war.
Die wuchtige Granitfassade mit ihren symmetrischen Fenstern zeigt die typische Eleganz des späten Barock und Rokoko. Besonders sehenswert ist die monumentale Innentreppe mit reicher religiöser Ikonografie – ein Paradebeispiel für Nasonis Sinn für dramatische Raumwirkung.
Von Bischöfen und Königen
Bis ins 19. Jahrhundert war der Palast Sitz der Bischöfe von Porto und Schauplatz historischer Ereignisse – darunter die Hochzeit von König Johann I. mit Philippa of Lancaster im Jahr 1387, die auch in der Kathedrale gefeiert wurde.
Heute kannst du den Palast als Museum besuchen. Highlights sind der prächtige Spiegelsaal und der Thronsaal mit purpurroten Wandbespannungen – eindrucksvolle Zeugnisse bischöflicher Repräsentationskunst.
Praktische Tipps
Geöffnet ist der Palast montags bis samstags von 09:00–13:30 Uhr und 14:00–18:00 Uhr (im Winter bis 17:30 Uhr). Der Eintritt kostet 5 Euro, inklusive Audioguide. Mit der Porto Card erhältst du 25% Rabatt.
Ein echtes Highlight ist die Aussichtsgalerie mit Panoramablick auf den Douro, die Dom Luís I. Brücke und Vila Nova de Gaia – ein unvergesslicher Ausblick, der allein den Besuch lohnt.
Der Pelourinho – ein Denkmal mit komplizierter Geschichte
Wenn du auf dem Terreiro da Sé vor der Kathedrale stehst, fällt dir sicher die imposante, rund 8 Meter hohe Granitsäule mit der gedrehten Form auf. Das ist der Pelourinho do Porto, der auf den ersten Blick wie ein mittelalterliches Relikt wirkt.
Die Wahrheit ist jedoch komplizierter: Was du hier siehst, ist ein Nachbau aus dem Jahr 1945, den die Stadtverwaltung während der Estado Novo-Diktatur errichten ließ.
Der ursprüngliche Pelourinho stand nämlich ganz woanders – unten in der Ribeira am Douro-Ufer, wo er jahrhundertelang als Symbol der städtischen Gerichtsbarkeit diente. Dieser wurde vermutlich im frühen 19. Jahrhundert zerstört, als viele Pelourinhos in Portugal als Symbole des Feudalismus abgerissen wurden.
Das heutige Exemplar basiert auf einer historischen Gravur von 1797 und zeigt den manuelinischen Stil des 16. Jahrhunderts.
Architektonischer Blickfang mit maritimen Anklängen
Trotz seiner relativ jungen Geschichte ist der Pelourinho durchaus sehenswert. Die barock-rokoko inspirierte Säule ruht auf einem siebenstufigen Granitsockel und wird von einem korinthischen Kapitell mit Blattwerk gekrönt.
Besonders interessant ist die gedrehte Form der Säule, die an maritime Seile erinnert – ein cleverer Verweis auf Portos jahrhundertelange Verbindung zur Seefahrt.
An der Spitze findest du das Stadtwappen von Porto, und die schmiedeeisernen Halterungen mit pflanzlichen Motiven dienten einst zur Befestigung von Lampen oder Wappen.
Heute bildet das Denkmal einen interessanten Kontrast zur romanisch-gotischen Kathedrale und strukturiert den weiten Platz.
Symbol mit ambivalenter Vergangenheit
Ursprünglich waren Pelourinhos in Portugal Symbole städtischer Autonomie, aber auch Orte der öffentlichen Bestrafung. Am ursprünglichen Standort in der Ribeira wurden Diebe angekettet oder Betrüger ausgepeitscht – keine besonders ruhmreiche Geschichte.
Der Neubau von 1945 sollte jedoch bewusst an die »glorreiche Vergangenheit« der Stadt anknüpfen und das nationalistische Narrativ des Estado Novo-Regimes stärken.
Für den heutigen Standort vor der Kathedrale mussten übrigens mittelalterliche Gassen und Gebäude weichen – ein umstrittener städtebaulicher Eingriff, der von Kunsthistorikern kritisiert wird.
Die Kathedrale als Tor zum Jakobsweg
Startpunkt des Camino Portugués
Falls du schon einmal mit dem Gedanken gespielt hast, den Jakobsweg in Portugal zu gehen, dann ist die Kathedrale von Porto vielleicht genau der richtige Ort für den Beginn deines Abenteuers.
Sie gilt nämlich als offizieller Startpunkt des Camino Portugués, der portugiesischen Route nach Santiago de Compostela. Diese Rolle ist keineswegs neu – bereits im Mittelalter machten sich Pilger von hier aus auf den Weg nach Galicien.
In der Sakristei der Kathedrale kannst du dir für 2-3 Euro deinen offiziellen Pilgerausweis, die sogenannte »Credencial del Peregrino«, besorgen. Ohne diesen Pass kommst du weder in die Pilgerherbergen noch erhältst du am Ende die begehrte Compostela-Urkunde in Santiago.
Der erste Stempel – oft ein kunstvolles Siegel mit dem Porträt der Jungfrau Maria oder der Kathedralenfassade – wird direkt hier gesetzt und markiert den offiziellen Beginn deiner Pilgerreise.
Zwei Wege, ein Ziel
Von der Kathedrale aus hast du die Wahl zwischen zwei Hauptrouten: Der traditionelle Weg führt durch das Landesinnere über malerische Städte wie Barcelos und Ponte de Lima. Alternativ kannst du die immer beliebter werdende Küstenroute wählen, die dich entlang des Atlantiks über Matosinhos und Vila do Conde führt. Beide Wege sind mit den charakteristischen gelben Pfeilen und Muschelsymbolen markiert, die dich sicher ans Ziel bringen.
Wenn du genau hinschaust, wirst du übrigens feststellen, dass die Kathedrale selbst voller Jakobsweg-Symbole steckt. Im gotischen Kreuzgang zeigen Azulejo-Paneele Szenen aus dem Leben des Heiligen Jakobus, an den Portalen findest du steinerne Jakobsmuscheln, und vor der Nordfassade steht eine moderne Bronze-Skulptur eines Pilgers – perfekt für ein Erinnerungsfoto vor dem Start.
Spiritueller Rahmen für deine Reise
In der Kapelle Nossa Senhora da Silva werden regelmäßig spezielle Jakobusmessen gefeiert, die den spirituellen Rahmen für die Pilgerreise setzen. Falls du nicht katholisch bist, musst du dir keine Sorgen machen – in der Kapelle São João Evangelista finden auch interkonfessionelle Andachten für Pilger statt.
Die Kathedrale hat sich übrigens längst an die moderne Zeit angepasst: Seit 2022 findest du hier einen QR-Code, der dich zu einer interaktiven Karte mit aktuellen Wegverläufen führt.
Rund um die Kathedrale haben sich außerdem Pilgerherbergen angesiedelt, die preiswerte Übernachtungen und kompetente Routenberatung anbieten.
Sé do Porto
Terreiro da Sé,
4050-573 Porto
Portugal