Typisch portugiesisch! – Vorurteile und Wahrheit über Portugal

Was ist eigentlich typisch portugiesisch? Auf der Suche nach der einzig wahren Wahrheit, erfährst du hier alle gängigen Vorurteile und Klischees, die einen typischen Portugiesen auszeichnen.
Typisch portugiesisch
Typisch portugiesische Symbole ( Incomible / Shutterstock.com )

Portugal? Kenn' ich ganz gut

Gut, über Portugal wissen die meisten Deutschen etwa ebenso viel wie über Island oder Litauen – aber als Teenager hast du die Eltern einmal auf einen Badeurlaub dorthin begleitet, gehört hast du natürlich schon viel und den Rest kannst du dir ja denken.

Eigentlich sind Portugiesen ohnehin Spanier, die eine etwas andere Sprache sprechen. Wenn auch notgedrungen mehr zum Atlantik hin orientiert, zählt Portugal zu den ferienzieltauglichen Mittelmeerländern. Und das mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Sonne, Wärme und Strand sind überall zu haben. Du darfst gern mitmachen beim Bau gut funktionierender Denkfallen und Klischees über Portugal.

Hier erhältst du weitere Beweise für den Wahrheitsgehalt fast aller Vorurteile, die über das Land kursieren. So zahlreich wie die Sandkörner an den portugiesischen Küsten, die ohne Ausnahme von Traumstränden gesäumt sind. Und da es ansonsten keine Vorurteile wären, betreffen sie selbstverständlich ausnahmslos alle Portugiesen – egal, ob sie in Lissabon, Porto, auf Madeira oder den Azoren leben.

Heißblütige Melancholie überall

Portugiesen sind grundsätzlich melancholisch, nostalgisch und singen oder spielen abends Fado. Außerdem sind sie elegant gekleidet, Männer in engen Hosen und weiße Hemden (Rüschen!), Frauen in lange Kleider oder Röcke, dann ergänzt um (berüschte!) schulterfreie Bauernblusen. Genau – dann noch traurige Gitarrenmusik und dazu klagender, gefühlvoller Gesang. Das ist typisch portugiesisch und jeder Tourist kann sich im Land der ehemaligen Entdecker und Eroberer des Nachts in den einschlägigen Bars davon überzeugen.

Tagsüber isst der Portugiese eher wenig und raucht dafür umso mehr. Dafür labt er sich abends ausgiebig an öligen Sardinen, Portwein und Vinho verde. Wunderschöne, elegante und selbstbewusste Portugiesinnen schauen stolz und herausfordernd drein und bringen selbst bei mitteleuropäischen Touristen das urlaubsreife, blässliche Blut in Wallung.

Leider sind viele Portugiesinnen schnurrbärtig und alle Portugiesen ohnehin sehr wollig. Auf den ersten Blick bestätigt sich dieses Vorabwissen nicht, aber wenn du lange genug im Hinterland suchen würdest, fändest du sicher irgendwo ein schnurrbärtiges Großmütterlein und ein paar haarige Ureinwohner, die diesen Fakt bestätigen. In den touristisch erschlossenen Städten, in den Bars und an den Stränden sind die haarigen Portugiesen allerdings zur Rarität geworden.

Pünktlichkeit ist eine Zier...

Dass Portugiesen es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehmen wie ihre deutschen Gäste, trägt zur entspannten Urlaubsstimmung bei. Alles läuft etwas gelassener ab, die Kellner überschlagen sich nicht und die Stadtführungen sind kein Galopp an den Sehenswürdigkeiten vorbei.

Merke: Im Ausland sind Verspätungen exotisch und regen höchstens unflexible Spießer auf, die ohnehin überall als Erstes nach dem deutschen Bäcker oder Fleischer fragen.

Dass es im Gegensatz zum großen spanischen Bruder in Portugal die Tradition der Siesta nicht wirklich gibt, kannst du als aufgeklärter Reisender einfach ignorieren, schließlich ist Urlaub ohnehin eine einzige überlange Mittagspause. Wenn das Servicepersonal durcharbeitet, macht das die Siesta für die Touristen einfach etwas komfortabler.

Stiere und Fußball

Alle Portugiesen lieben den Stierkampf und den Fußball. Im Kampf gegen die gehörnten Muskelpakete aus biologischer und tiergerechter Aufzucht können die portugiesischen wilden Kerle ihr überschüssiges Testosteron dekorativ und sinnvoll einsetzen – durchtrainierte, elegant gekleidete und willensstarke junge Helden zwingen der ungehemmten Urgewalt der Stiere ihren Manneswillen auf und zeigen sich dabei in bestem Licht. Die edle, unnahbare Weiblichkeit schaut genau hin, um diejenigen zu identifizieren, die ihrer heißen Hingabe und innigen Liebe würdig sein könnten. Touristen schauert es, die Männer können ihre Zuschauerrolle dem mangelnden Training zuschieben, die Damen sind insgeheim froh, ihre Partner nicht dieser Gefahr ausgesetzt zu sehen; dies würde den Urlaub doch zu abenteuerlich gestalten.

Aber da gibt es noch den Fußball! Alle Jungs wollen einmal werden wie Ronaldo, deshalb trainieren sie von klein auf ohne Rücksicht auf ihre Schulbildung von morgens bis spät in die Nacht an jeder Hausecke mit dem runden Leder. Diejenigen, denen die öffentliche Anerkennung als Fußballgott nicht beschieden ist, spielen unbeirrt weiter oder entscheiden sich für die nur unwesentlich weniger aktive Rolle des Fußballfans. Selten manifestiert sich der portugiesische Nationalstolz einheitlicher und mächtiger als in den Rängen der Fußballstadien.

Fast alles spanisch

Trotzdem ist es offensichtlich, dass es sich bei den Portugiesen um so etwas wie Spanier handelt. Optisch nicht wirklich auseinanderzuhalten, auf der gleichen Halbinsel im europäischen südwestlichen Outback siedelnd und außerordentlich katholisch, sprechen Portugiesen wie Spanier romanische Dialekte, ernähren sich von Wein, Olivenöl, Schinken und kleinen, fettigen Fischen. Sie sind nicht arbeitsscheu, verstehen es jedoch, Prioritäten zu setzen.

Hier wie dort dekorieren sie ihre Häuser mit Azulejos, den typisch portugiesischen bunten Keramikfliesen. Abends gibt es immer und überall Musik, wobei die echten Spanier den Flamenco tanzen, die etwas introvertierteren Portugiesen ihre Wildheit beim Fado jedoch nach innen lenken und sich zur düster klagenden Gitarrenmusik an ihrer eigenen kaum gezügelten Melancholie berauschen.

Dir als wohlwollend-beeindrucktem Beobachter bleibt nichts anderes übrig, als süßen Wein zu bestellen und dich der vor knisternder Erotik aufgeheizten Sommernacht hinzugeben.

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