Standseilbahn Elevador da Glória in Lissabon
Elevador da Glória

HINWEIS: Aktuelles zum tragischen Unfall im September 2025 am Ende des Textes!
Eine Fahrt mit dem Elevador da Glória darf bei deinem Besuch in Lissabon nicht fehlen! Diese charmante gelbe Standseilbahn ist nicht nur eine bequeme Alternative zum anstrengenden Aufstieg, sondern auch ein lebendiges Stück portugiesischer Geschichte.
Seit 1885 begeistert sie Einheimische und Touristen gleichermaßen und verbindet die Unterstadt (Baixa) mit dem beliebten Viertel Bairro Alto.
Geschichte und Technik
Der Elevador oder Ascensor da Glória wurde am 24. Oktober 1885 als zweite Standseilbahn Lissabons in Betrieb genommen. Der Ingenieur Raoul Mesnier du Ponsard, der auch den ein Jahr älteren Ascensor do Lavra entwarf, war für das technische Konzept verantwortlich.
Was macht die Bahn so besonders?
- Auf einer Strecke von 265 Metern überwindet sie einen Höhenunterschied von 48 Metern.
- Mit einer durchschnittlichen Steigung von 17 % (maximal 20 %) gehört sie zu den steilsten ihrer Art.
- Die nostalgischen Wagen aus der deutschen Maschinenfabrik Esslingen beeindrucken mit Holzsitzen und eleganten Messingdetails.
Interessant ist auch die technische Entwicklung: Ursprünglich wurde die Bahn mit Wasserballast betrieben, 1886 folgte der Wechsel auf Dampfkraft, bevor sie 1915 schließlich elektrifiziert wurde – ein faszinierendes Zeugnis der Evolution des öffentlichen Nahverkehrs.
Infos für Besuch und Fahrt mit der Standseilbahn
Die Talstation liegt am Praça dos Restauradores, direkt bei der gleichnamigen U-Bahn-Station. Oben angekommen, bist du mitten im lebhaften Bairro Alto.
Die Standseilbahn verkehrt übrigens als Linie 51E. Den offiziellen Fahrplan findest du hier.
Fahrzeiten
- Montag bis Sonntag: 07:15–23:55 Uhr
Preise
Ein Ticket für Hin- und Rückfahrt kostet 4,20 Euro. Mit der Lisboa Card oder einem Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel ist die Fahrt kostenlos – perfekt, wenn du mehrere Sehenswürdigkeiten besuchen möchtest.
Tipp: Die Fahrt dauert nur etwa drei Minuten, die Bahnen verkehren tagsüber im 12-Minuten-Takt. Um Warteschlangen zu vermeiden, plane deine Fahrt vor 10 Uhr morgens oder nach 16 Uhr.
Sehenswürdigkeiten rund um die Strecke
Eine Fahrt mit dem Elevador da Glória ist weit mehr als nur eine Fortbewegungsmöglichkeit – sie ist ein echtes Erlebnis! Die Wagen sind oft mehr oder weniger kunstvoll mit Graffiti verziert und bieten ein einzigartiges urbanes Flair.
An der Bergstation erwartet dich der Miradouro de São Pedro de Alcântara, einer der schönsten Aussichtspunkte Lissabons. Von hier genießt du einen spektakulären Panoramablick auf die Altstadt, die Burg São Jorge und den majestätischen Tejo-Fluss – perfekt für einen Zwischenstopp und tolle Fotos.
Falls du sportlich genug bist, kannst du die Strecke auch zu Fuß über die Calçada da Glória erklimmen. Der Aufstieg ist zwar anstrengend, aber entlang der Straße kannst du schöne Fotos aus anderen Perspektiven von der Standseilbahn machen.
Um dein Lissabon-Erlebnis abzurunden, lohnt sich ein Abstecher zum Elevador de Santa Justa. Der beeindruckende neugotische Aufzug ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern bietet auch eine atemberaubende Aussicht über die Stadt.
Tragischer Unfall erschüttert Lissabon
Am 3. September 2025 entgleiste kurz nach 18 Uhr ein Wagen der Standseilbahn Elevador da Glória (Ascensor da Glória) und prallte ungebremst in ein Gebäude im unteren Teil der Strecke. Bei dem Unglück kamen 16 Menschen ums Leben, 23 wurden verletzt – ein Schock für Lissabon und weit darüber hinaus.
Der Absturz ereignete sich in unter 50 Sekunden: Der Wagen verlor offenbar die Verbindung zum Zugseil, beschleunigte talwärts in einer Kurve und prallte schließlich gegen eine Hauswand.
Unter den Todesopfern waren Portugiesen und mehrere ausländische Staatsbürger, darunter Briten, Südkoreaner, Kanadier, ein US-Amerikaner, ein Ukrainer, ein Franzose und ein Schweizer. Der Bremser des Wagens zählte ebenfalls zu den Verstorbenen.
Ein dreijähriger deutscher Junge wurde leicht verletzt, während seine Eltern schwer verletzt wurden. Einige verletzte Touristen stammten aus Südkorea, Kanada, Italien, Frankreich, Spanien und der Schweiz.
Unfallhergang und vorläufige Ursachen
Nach dem aktuellen Stand der Untersuchung durch die portugiesische Unfallbehörde gilt ein Defekt am Drahtseil als Hauptursache. Das Seil entsprach offenbar nicht den geltenden Sicherheitsnormen, war nicht zertifiziert für den Personentransport und wurde nicht gemäß den Montagevorgaben installiert.
In mehreren Fällen verwendete der Wartungsplan veraltete, nicht anwendbare oder nicht existierende Normen. Als das Kabel versagte, wurden automatisch Strom und Antrieb abgeschaltet, wodurch die pneumatischen Bremsen wirkungslos wurden – die manuelle Bremse allein reichte nicht, um den Wagen zu stoppen.
Staatstrauer und Gedenkfeiern
Die portugiesische Regierung rief einen nationalen Trauertag aus, und in Lissabon galt eine dreitägige Trauer. In bedeutenden Kirchen wie der Igreja de São Domingos und der Igreja de São Roque wurden Gedenkgottesdienste abgehalten, an denen zahlreiche Angehörige und Spitzenpolitiker teilnahmen.
Präsident Marcelo Rebelo de Sousa bezeichnete das Ereignis als eine Tragödie ohne Präzedenz.
Stilllegung weiterer Bahnen
Aus Sicherheitsgründen wurden die anderen historischen Standseilbahnen in Lissabon, Ascensor da Bica und Ascensor do Lavra, sowie der Aufzug Elevador de Santa Justa vorübergehend außer Betrieb genommen, um technische Überprüfungen durchzuführen.
Die Untersuchung empfiehlt, dass diese Bahnen erst wieder in Betrieb gehen sollen, wenn ihre Sicherheit verlässlich nachgewiesen ist.
Sicherheitsreformen und neues Sicherungssystem
Die Stadt Lissabon hat ein Expertenteam beauftragt, neue Sicherheitsmechanismen zu entwickeln, um ähnliche Unfälle künftig zu verhindern.
Dieses Team vereint Fachleute von Carris, Universitäten, der nationalen Ingenieursaufsicht und dem Nationalen Baustoff- und Ingenieurlabor (LNEC). Bis neue Lösungen installiert sind, bleibt der Betrieb eingestellt.
Betreiber und öffentliche Kritik
Der Betreiber Carris betont, alle vorgeschriebenen Wartungszyklen eingehalten zu haben und verweist auf Inspektionen auf täglicher, wöchentlicher und monatlicher Basis.
Dennoch gerät das Unternehmen in die Kritik, weil ein geplanter Wartungsauftrag kurz vor dem Unfall gekürzt oder aus Kostengründen abgesagt worden sein soll. Gewerkschaften hatten bereits zuvor wiederholt Mängel im Kabelsystem beklagt.
Aktuelle Hinweise für Reisende
- Der Elevador da Glória bleibt bis auf weiteres außer Betrieb.
- Die anderen historischen Bahnen (Bica, Lavra) und der Elevador de Santa Justa dürfen derzeit nicht genutzt werden, bis ihre Sicherheit erneut bestätigt ist.
- Wer nach Lissabon reist, sollte den aktuellen Status direkt über Carris oder in den lokalen Nachrichten (z. B. portugiesische Medien wie RTP, Público oder das Verkehrsunternehmen selbst) prüfen.
- Bei touristischen Routen und Stadtplänen, in denen diese Bahnen als Attraktionen gelistet sind, kann es zu Änderungen oder Sperrungen kommen.
Ascensor da Glória
Calçada da Glória 6
1250-001 Lissabon
Portugal


