Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte in Braga

Bom Jesus do Monte

Wallfahrtskirche Bom Jesús do Monte Braga
Die berühmte Wallfahrtskirche von Braga ( © DW )

Bom Jesus do Monte in Braga ist das bedeutendste Wallfahrtsheiligtum Nordportugals, das 2019 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.

Du stehst am Fuß einer monumentalen Barocktreppe und blickst hinauf zu einer der beeindruckendsten religiösen Anlagen Europas. 600 Stufen schlängeln sich vor dir den Berg hinauf, gesäumt von Kapellen, Brunnen und Statuen, die eine jahrhundertealte Geschichte erzählen. 

Das auf dem Berg Espinho gelegene Heiligtum ist weit mehr als nur eine Kirche. Es ist ein architektonisches Gesamtkunstwerk, das religiöse Tradition, künstlerische Meisterschaft und ingenieurtechnische Innovation zu einem einzigartigen Erlebnis vereint.

Mit seiner 116 Meter hohen Treppenanlage, der neoklassizistischen Basilika und der historischen Standseilbahn von 1882 zieht es jährlich Tausende von Pilger und Kulturinteressierten in seinen Bann.

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Die Geschichte der Wallfahrtskirche

Die Anfänge von Bom Jesus do Monte liegen im Dunkel der Geschichte. Bereits im 14. Jahrhundert stand auf der Anhöhe von Espinho ein Kreuz, möglicherweise errichtet nach der Schlacht am Salado im Jahr 1340. Was als einfache religiöse Markierung begann, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem der bedeutendsten Pilgerorte Portugals.

Die erste kleine Kapelle entstand 1373 und war dem Heiligen Kreuz (Santa Cruz) gewidmet. Doch erst im 15. Jahrhundert unter Erzbischof Jorge da Costa gewann der Ort an Bedeutung: 1494 wurde eine zweite, größere Ermitage errichtet.

Der wachsende Pilgerstrom machte weitere Erweiterungen notwendig: 1522 folgte eine dritte Kapelle, und 1629 wurde die Confraria do Bom Jesus do Monte gegründet – eine Bruderschaft, die bis heute für den Erhalt des Heiligtums verantwortlich ist.

Das heutige Erscheinungsbild entstand größtenteils im 18. Jahrhundert. Erzbischof Rodrigo de Moura Teles initiierte 1722 das ambitionierte Projekt der barocken Anlage – sein Wappen ist noch heute an der Tür am Anfang der Treppe zu sehen. Die Vollendung erfolgte unter Erzbischof Gaspar de Bragança, der 1784 den Bau der Basilika und des dritten Treppenabschnitts in Auftrag gab.

Die monumentale Treppenanlage

Das absolute Highlight von Bom Jesus do Monte ist die barocke Monumentaltreppe – eine architektonische Meisterleistung, die sich über fast 600 Stufen und einen Höhenunterschied von 116 Metern erstreckt.

Sie ist nicht nur beeindruckend anzusehen, sondern erzählt auch eine spirituelle Geschichte in drei thematischen Abschnitten.

Der Kreuzweg: Portikustreppe und Via Sacra

Am unteren Ende beginnt deine Reise mit der Escadaria do Pórtico. Ein sieben Meter hoher und vier Meter breiter Bogen markiert den Eingang zu diesem spirituellen Aufstieg.

Die 376 Stufen winden sich durch dichte Vegetation, und entlang des Weges erwarten dich 17 Kapellen, die verschiedene Stationen der Passion Christi darstellen.

Hier kannst du dem traditionellen Kreuzweg folgen und in den Kapellen mit ihren Skulpturenszenen Momente der Meditation und des Gebets erleben.

Die Überwindung der Sinne: Escadório dos Cinco Sentidos

Der mittlere Abschnitt ist besonders faszinierend: Die »Treppe der Fünf Sinne« beginnt neben dem Brunnen der fünf Wunden (Fonte das Cinco Chagas) und widmet jede Ebene einem der menschlichen Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Diese werden durch symbolische Brunnen dargestellt.

Die allegorische Darstellung soll verdeutlichen, wie die körperlichen Sinne auf dem Weg zur spirituellen Läuterung überwunden werden müssen.

Interessant: Die ursprünglich mythologischen Figuren an den Brunnen wurden 1774 auf Anordnung des Zensurgerichts »re-christianisiert«, da sie als unpassend in der Nähe biblischer Figuren galten.

Der Gipfel der Tugenden: Escadório das Virtudes

Der oberste Abschnitt, das Escadório das Virtudes, führt über Brunnen, die den drei theologischen Tugenden – Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe – gewidmet sind.

Dieser Bereich mündet in den Largo do Pelicano, wo du einen kunstvollen Barockgarten bewundern kannst, bevor du die Basilika erreichst.

Statuen biblischer Figuren säumen deinen Weg: Anas, Kaiphas, Herodes und Pilatus auf der einen Seite, José de Arimateia, Nikodemus und Pilatus (nochmals) auf der anderen.

Die wunderschöne neoklassizistische Basilika

Oben angekommen, erwartet dich ein architektonischer Stilbruch – ganz bewusst gewählt. Die heutige Kirche wurde zwischen 1784 und 1811 nach Plänen des renommierten Architekten Carlos Amarante errichtet.

Im Gegensatz zum opulenten Barock der Treppenanlage entschied er sich für einen neoklassizistischen Stil italienischer Prägung – Ausdruck des architektonischen Wandels am Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Fassade beeindruckt durch klare Linien und glatte Oberflächen. Besonders auffällig sind zwei runde Nischen neben dem Haupteingang, bekrönt von dreieckigen Giebeln, in denen sich monolithische Statuen der Propheten Jeremias und Isaias befinden. Auch die Statuen der vier Evangelisten auf dem Balkon sind sehenswert.

Im Inneren erwartet dich ein lateinischer Kreuzgrundriss mit einem Kirchenschiff unter einem eleganten Kreuzgewölbe. Der Hochaltar, aus einem einzigen Granitblock gefertigt, stellt die Szene von Golgatha dar und beherbergt ein Kruzifix, das Erzbischof Gaspar de Bragança 1776 in Italien in Auftrag gab.

Die historische Standseilbahn: Ein technisches Wunderwerk des 19. Jahrhunderts

Falls dir der Aufstieg über 600 Stufen zu anstrengend erscheint, bietet sich eine faszinierende Alternative: die älteste noch funktionierende Wasserballastbahn der Welt. Seit 1882 verbindet die Standseilbahn die Unterstadt Bragas mit dem Heiligtum und überwindet denselben Höhenunterschied von 116 Metern auf einer Strecke von 274 Metern.

Das geniale Prinzip: Jeder der beiden Wagen besitzt einen Wassertank unter dem Fahrgestell. Beim Abwärtsfahren wird der Tank des oberen Wagens mit 5.000 Litern Quellwasser gefüllt, dessen Gewicht den unteren, leeren Wagen nach oben zieht. Ein nachhaltiges System, das die reichlich vorhandenen Quellen des Berges als kostenlose Antriebskraft nutzt.

Die Bahn wurde vom lokalen Unternehmer Manuel Joaquim Gomes in Auftrag gegeben, der den Schweizer Ingenieur Niklaus Riggenbach – einen Pionier der Zahnradbahntechnik – engagierte. Die feierliche Eröffnung am 25. März 1882 markierte einen Meilenstein der portugiesischen Industriegeschichte.

UNESCO-Weltkulturerbe: Eine verdiente Anerkennung

Im Juli 2019 wurde das Santuário do Bom Jesus do Monte von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt – eine Anerkennung, die die außergewöhnliche universelle Bedeutung des Heiligtums als kulturelle Landschaft würdigt. Die UNESCO betont, dass das Ensemble ein vollständiges und komplexes Beispiel schöpferischen Genies darstellt, das verschiedene Bauphasen in einem harmonischen Gesamtwerk vereint.

Das Heiligtum ist Teil eines europäischen Projekts zur Schaffung von Sacri Monti, das durch das Konzil von Trient inspiriert wurde. Es vereint symbolische Tiefe und monumentalen Charakter im Stil der Gegenreformation – ein barocker »heiliger Berg« mit einzigartiger Form- und Ausdruckskraft.

Die formale und funktionale Komposition ist in ihrer Gesamtheit erhalten geblieben. Der physische Kontext blieb weitgehend unverändert, ebenso wie die strukturellen und ornamentalen Elemente – von Granitwänden und Treppen über Innenhöfe, Kapellen und Kirche bis hin zu Brunnen und Statuen.

Informationen für deinen Besuch

Bom Jesus do Monte ist von Braga aus gut erreichbar. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln nutzt du die Buslinien 2 oder 9502, die regelmäßig vom Stadtzentrum zum Heiligtum fahren.

Für das authentische Pilgererlebnis kannst du natürlich auch zu Fuß über die monumentale Treppe aufsteigen – dabei solltest du jedoch eine gewisse körperliche Fitness mitbringen.

Die historische Standseilbahn verkehrt ganzjährig und ist besonders für weniger mobile Besucher eine wunderbare Alternative. Die Fahrt ist nicht nur praktisch, sondern auch ein kleines technikgeschichtliches Abenteuer.

Das Heiligtum ist von einem 30 Hektar großen Park mit altem Waldbestand umgeben. Er bietet nicht nur eine ruhige Umgebung für Besinnung und Spaziergänge, sondern auch ausgezeichnete Aussichtspunkte auf Braga und die umliegende Landschaft. Bei klarem Wetter reicht der Blick sogar bis zum Atlantik.

Fazit: Ein unvergessliches Erlebnis wartet auf dich

Bom Jesus do Monte ist weit mehr als nur eine Sehenswürdigkeit – es ist eine Reise durch Jahrhunderte der Architektur, des Glaubens und der Ingenieurskunst. Ob du aus religiösen Gründen kommst, dich für Geschichte und Baukunst interessierst oder einfach nur die spektakuläre Aussicht genießen möchtest: Dieses einzigartige Ensemble wird dich begeistern.

Als bedeutendster Wallfahrtsort Nordportugals nach Fátima verkörpert es die jahrhundertealte Frömmigkeitstradition der Region und zeugt gleichzeitig von der künstlerischen und technischen Meisterschaft verschiedener Epochen.

Die Anerkennung durch die UNESCO unterstreicht die internationale Relevanz dieses außergewöhnlichen Ortes, der mit seiner barocken Treppenanlage, der neoklassizistischen Basilika und der historischen Standseilbahn ein einzigartiges kulturelles Erbe darstellt.

Plane ausreichend Zeit für deinen Besuch ein – Bom Jesus do Monte will in Ruhe entdeckt werden. Es ist zweifellos eines jener Ziele in Nordportugal, die du nicht verpassen solltest.

Reiseinfos
Adresse

Bom Jesús do Monte
Estrada do Bom Jesus
4715-261 Tenões
Portugal

41.554605, -8.378168

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