Kutschenmuseum in Lissabon

Museu Nacional dos Coches

Kutschenmuseum Lissabon
Umweltfreundlich: die Kutschen im Museu Nacional dos Coches in Lissabon ( StockPhotosArt / Shutterstock.com )

Du schlenderst durch Belém, hast gerade das Mosteiro dos Jerónimos bewundert und fragst dich, was als Nächstes kommt?

Direkt in der Nähe wartet eine der außergewöhnlichsten Sammlungen, die Lissabon zu bieten hat: das Museu Nacional dos Coches. Hier dreht sich alles um königliche Kutschen, Prunk und die Kunst des Fahrzeugbaus vergangener Jahrhunderte.

Eine Königin mit Vision

Die Geschichte dieses besonderen Museums beginnt 1905 mit Königin Amélia de Orléans e Bragança, der letzten Königin Portugals.

Sie hatte eine klare Idee: Die prächtigen Kutschen des Königshauses sollten nicht in Vergessenheit geraten, sondern für die Nachwelt erhalten bleiben. So entstand eines der faszinierendsten Museen der Stadt, das heute rund 400.000 Besucher pro Jahr anzieht – damit ist es das meistbesuchte Museum Lissabons.

Ursprünglich war die Sammlung in der ehemaligen Reithalle des Palácio Nacional de Belém untergebracht. Diese klassizistische Halle stammt aus dem Jahr 1787 und wurde vom italienischen Architekten Giacomo Azzolini entworfen.

Hier wurden einst Pferde ausgebildet und Vorstellungen gegeben. Später schmückten kunstvolle Azulejo-Mosaiken und Kunstwerke von Francisco de Setúbal die Räume.

Zwei Standorte, ein Museum

Heute kannst du das Kutschenmuseum an zwei Orten erleben. Im Mai 2015 eröffnete der spektakuläre Neubau an der Avenida da Índia 136 – ein futuristischer Komplex, entworfen vom brasilianischen Stararchitekten Paulo Mendes da Rocha.

Der Pritzker-Preisträger arbeitete dabei mit dem portugiesischen Architekten Ricardo Bak Gordon zusammen. Mendes da Rocha hatte eine klare Vision: Das Museum sollte »keine Tür haben und sich nach allen Seiten ausrichten«.

Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Gebäude mit geschwungenem Hauptpavillon, das sich als städtische Infrastruktur mit öffentlichen Freiräumen versteht.

Die historische Reithalle gegenüber – heute als »Königliche Fahrschule« bekannt – beherbergt weiterhin einen kleineren Teil der Sammlung. Ein weiterer Teil der Exponate befindet sich in Vila Viçosa im Alentejo, in den alten Reitställen des Herzogspalasts.

Prunk, Gold und jahrhundertealte Handwerkskunst

Etwa 70 Fahrzeuge erwarten dich in der Ausstellung – Kutschen, Berlinen, Kaleschen, Coupés, Pferdesänften und Tragesesseln aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Die Sammlung gilt als eine der weltweit größten und schönsten ihrer Art.

Die meisten Exponate stammen aus dem Besitz des portugiesischen Königshauses, aber auch kirchliche Institutionen, andere europäische Adelshäuser und private Sammler haben zur Kollektion beigetragen.

Neben den Prunkstücken auf Rädern siehst du auch historische Reitausrüstung, Gemälde und weitere Besitztümer der Königsfamilie.

Die Stars der Sammlung

Das absolute Highlight ist eine der ältesten erhaltenen Kutschen Europas – eine Reisekutsche aus dem späten 16./frühen 17. Jahrhundert, die König Philipp II. von Spanien zugeschrieben wird. Sie soll bei seiner Reise von Madrid nach Lissabon im selben Jahr verwendet worden sein. Diese Kutsche gilt als das älteste Fahrzeug der Sammlung und gehört zu den wenigen weltweit erhaltenen Exemplaren aus jener Epoche.

Ebenfalls spektakulär ist die Coche dos Oceanos, die Kutsche der Ozeane. Sie war 1716 Teil einer prächtigen Gesandtschaft der portugiesischen Krone an Papst Clemens XI. Die vergoldeten Holzschnitzereien verherrlichen die portugiesischen Entdeckungsfahrten – ein echter Nationenschatz.

Auch die drei monumentalen Kutschen im italienischen Barockstil aus dem Jahr 1715 solltest du dir nicht entgehen lassen. Sie wurden in Rom für König João V. gefertigt und zeigen das exquisite handwerkliche Können der damaligen Zeit.

Die Krönungskutsche von König Johann VI. und weitere königliche Prunkwagen, die meisten reich mit Gold verziert, runden die beeindruckende Sammlung ab.

Praktische Infos für deinen Besuch

So kommst du hin

Das neue Museumsgebäude liegt direkt in Belém, unweit des Mosteiro dos Jerónimos. Du erreichst es bequem mit der Straßenbahn 15E (Haltestelle »Belém«, etwa 3 Minuten Fußweg), mit dem Bus 728 (Haltestelle »Estação Fluvial Belém«, circa 1 Minute) oder mit der Bahn vom Bahnhof »Belém« an der Cascais-Linie (etwa 3 Minuten zu Fuß).

Öffnungszeiten

  • Neues Museumsgebäude: Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, montags geschlossen
  • Historische Reithalle: Mittwoch bis Montag 10–18 Uhr, dienstags geschlossen

Geschlossen bleibt das Museum am 1. Januar, 1. Mai, Ostersonntag, 13. Juni sowie am 24. und 25. Dezember.

Eintrittspreise & Tickets

  • Erwachsene: 15 Euro
  • Kinder unter 12 Jahren: kostenlos

Eintrittskarten für das Museum kannst du online bei GetYourGuide erwerben.

Mit der Lisboa Card genießt du freien Eintritt, kannst viele weitere Attraktionen besuchen und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.

Barrierefreiheit

Das Museum ist rollstuhlgerecht. Es gibt vier Behindertenparkplätze auf dem Museumsparkplatz, und im Vortragssaal sind die vorderen Plätze für Rollstuhlfahrer reserviert.

Lohnt sich der Besuch?

Auf jeden Fall! Besucher schwärmen von der einzigartigen Sammlung, der exquisiten Handwerkskunst und den filigranen Details der perfekt erhaltenen Exponate. Auch die innovative Architektur des neuen Gebäudes und die übersichtliche Präsentation werden gelobt.

Wenn du Zeit hast, schau dir beide Standorte an – das neue Museum und die historische Reithalle bieten zusammen ein rundes Erlebnis.

Das Museu Nacional dos Coches ist weit mehr als nur ein Museum für alte Kutschen: Es ist eine Zeitreise in die Welt des europäischen Adels, ein Fest für die Augen – und ein Beweis dafür, dass Lissabon immer wieder für Überraschungen gut ist.

Reiseinfos
Adresse

Museu Nacional dos Coches
Avenida da Índia 136
1300-004 Lissabon
Portugal

38.696581, -9.19849

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