Mina de São Domingos bei Mértola

Mina de São Domingos

Mina de São Domingos
Mina de São Domingos – der frühere Tagebau bei Mértola ( © Falktext )

Das Wasser im ehemaligen Tagebau spiegelt blau-metallisch die Wolken wider. Wer will, kann den Abraum, aus Katzengold mit Goldspuren, mit den Fingern berühren oder die Mauern der Eisenbahnwerkstätten.

Die Industrie-Idylle ist eine hässliche Schönheit, eine nicht alltägliche Sehenswürdigkeit der anderen Art. Es ist ein interessantes Open-Air-Museum mit Anlagen aus längst vergangener Zeit, um dessen Historie und Eckdaten es im Folgenden geht, und das anzuschauen, sich lohnt.

Der stille Bergbau wirkt fort

Nahe dem südostportugiesischen Mértola und der Grenze des Alentejo zu Spanien kannst du die frühere Zeche Mina de São Domingos besichtigen. Zwischen 1854/58 und 1966 verdienten sich hier die Kumpel ihren Lebensunterhalt mit dem Schürfen von Kupfererz, Zinn, Zink, Gold, Silber und Schwefel und die Betreiber, die britische Sabina Mining Company, durch die Gewinnung von insgesamt 25 Millionen Tonnen Erz noch viel mehr. 45 Prozent Schwefel waren drin, 3 Prozent Zink und 1,25 Prozent Kupfer.

Der Kupfergehalt wirkt gering, im Gegensatz zur großen Bedeutung des Schwermetalls für dieses Bergwerk. Bedenkt man jedoch, dass Kupfer nur zu durchschnittlich 0,006 Prozent im Erdmantel vorkommt, wird die Zahl verständlich. Nur dort, wo vor Millionen von Jahren Vulkane aktiv gewesen waren, findet man Kupferminen. Wirtschaftlich lohnen sich solche, wo mindestens zwei Kilogramm des Halbedelmetalls in einer Tonne Erz enthalten sind. Das läuft auf mindestens 0,2 Prozent hinaus, wobei Kupfer, wie auch in São Domingos, leicht in Kontakt mit Schwefel tritt.

Es bleibt, wie es ist: die frühere Grube in Mina de São Domingos

Nach dem Ende der Abbauperiode renaturierten die Bewirtschafter das Areal nicht vollständig und bauten die Werkstätten, den Förderturm und die Gebäude der Eisenbahnlinie nur teilweise zurück. So fügt es sich heute kontrastreich ein: das Open-Air-Museum, mit seinen Holzwegen über dem Abraum, am sauren See, mit seinem pH-Wert von 2,5-3, und den Informationstafeln, in das Dorf Corte do Pinto. Daran schließen sich Alfarroba-Plantagen (Johannisbrotbäume) an.

1867 hatten die Arbeiter begonnen, die Grube anzulegen: 120 Meter tief – am Ostrand des heutigen Naturparks Vale do Guadiana. Dazu kamen untertage Schächte und Galerien: bis zu 420 Meter tief. Das hat solche Dimension, als hätten die Kumpel das Baugerippe des Empire State Buildings aus dem Berg herausgeschlagen.

Vorindustriell: 750.000 Tonnen

Schon vor Jahrtausenden hatten die Menschen dort gegraben. Archäologen entdeckten Nachweise für bearbeitetes Kupfer aus dem 3. Jahrtausend vor Christus, drei Kilometer von der Zeche in Mina de São Domingos entfernt. Etwa 2.000 Jahre später fanden die Phönizier in der Grube Kupfer und dazu Gold und Silber.

Die Römer schließlich, zwischen 12 und 397 unserer Zeit, bargen eine geschätzte dreiviertel Million Tonnen an Erz und schufen auf der Suche nach Kupfer ein 40 Meter tiefes Bergwerk. Vorindustriell waren sie die Nation mit der größten Kupferausbeute: mit etwa 15.000 Tonnen pro Jahr, über alle Tagebaue hinweggesehen. Sie waren Meister in der Messingherstellung, wozu sie Kupfer gemeinsam mit Zink einschmolzen.

Tagebau Alentejo
Nicht zum Schwimmen: Ehemaliger Tagebau bei Mértola ( © Falktext )
Mértola Mina de São Domingos
Rundgang über den Abraum ( © Falktext )
Mina de São Domingos Ruine
Einblick in die Industriekultur im Alentejo des 18. und 19.Jahrhunderts ( © Falktext )

Komplexer Tagebau im portugiesischen Mina de São Domingos

Die Ausmaße dieses Bergwerkes nahmen im 18. und 19. Jahrhundert peu à peu zu, und es wurde differenzierter. Während der Fokus zunächst auf Kupfer lag, ging er später verstärkt auf Pyrit, das aus Eisen und Schwefel bestehende Mineral. So unterschiedliche Industriebereiche trugen dieser Entwicklung Rechnung wie:

  • die Brechungsanlagen für das Erz, an der Eisenbahnstation in Moitinha
  • die Aufkohlungsanlage in Mina de São Domingos, zur Wärmebehandlung des Erzes
  • das frühere Industriegebiet Achada do Gamo: Unweit der Zeche, wo man auch einen Stausee anlegte, existierten Schwefelfabriken für die Weiterverarbeitung von Schwefelkies (Pyrit)

Die Eisenbahn-Werkstätten und Schmieden

Man kann als Tourist die Gebäudemauern der früheren Werkstätten berühren und schaut durch Metallgerüste, die wohl einmal die Dächer eingefasst hatten, in den blauen Himmel. Am Dachrand sind Telefonmasten und –Leitungen befestigt. Die Monteure reparierten in den Eisenbahn-Werkstätten die 37 Lokomotiven, die der Bergbau nutzte, die Waggons und auch Teile der Maschinen vom Tagebau, und Maler versahen sie mit Farbe.

Der Ort war wohlhabend und die britische Betreiberfirma einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. 1902 und 1922 schmiedeten die Arbeiter mit der »Mina« und der »Mosquito« schließlich zwei Loks vollständig selbst.

Eine der Ersten: die portugiesische Eisenbahnlinie Mina de São Domingos–Pomarão

1858/59 von den Briten für den Abtransport des Erzes gebaut, war diese Eisenbahnlinie einer der Vorreiter der portugiesischen Bahnstrecken. Im Konkurrenzkampf mit den Spaniern war das Eisenbahnsystem nicht nur das Herzstück des Tagebau-Areals, sondern führte letztlich zu einer schnellen Verschiffung des Erzes nach England. Das war deshalb so wichtig, weil São Domingos nur einer der Tagebaue im Iberischen Pyritgürtel war und auch die Spanier über Bergwerke, am Fluss Rio Tinto, verfügten.

Vorläufer des 1862 eröffneten und 17 Kilometer langen Eisenbahnsystems war eine von Maultieren betriebene Straßenbahn gewesen. Dampflokomotiven kamen 1867 hinzu.

Der Stausee: Barragem da Tapada Grande

Das künstliche Gewässer im nahe der Mine gelegenen Ort, Achada do Gamo, erfüllte seinen Zweck als Wasserversorger für das Bergwerk und als Naherholungsgebiet für die Grubenbetreiber. 18 Meter hoch die Stauwand und 1882 aus Betonblöcken gebaut, gebot sie knapp fünf Millionen Kubikmeter Wasser Einhalt.

Heute profitiert hier davon im Sommerhalbjahr das Strandbad: Praia fluvial da Tapada Grande – eines der beliebtesten in der Region Alentejo. Im Herbst ist auf dem See eine Ruderstrecke abgesteckt, neben dem Stellplatz für Wohnmobile am Ufer.

Der portugiesische Binnenhafen Pomarão

Direkt an der spanischen Grenze, am Zusammenfluss des Hauptstromes Guadiana mit seinem Nebenarm Chança, betrieb die Bergbaugesellschaft einen Flusshafen. 1864 war mit 563 Frachtschiffen, die das Erz von den Güterzügen übernahmen, schon die Maximalkapazität des Flusses und seines Güterhafens erreicht. Der Tiefgang belief sich manchmal nur auf vier Meter.

Direkt neben den ehemaligen Anlagen, wo es einmal Lagerhäuser und die Verladestelle für die Flussschiffe zur Algarve gab, stehen heute Camper Vans am Ufer des breiten, ruhigen Flusses. Wenn du von der Straße weit oben, auf portugiesischer Seite, oder der Capela de Pomarão auf die Szenerie herunterschaust, so ist das heute ein idyllischer, schöner Ort, mit seinen Booten. Es gibt eine kleine Bar, in die man auf einen Espresso einkehren kann.

Fazit:

Nach mehr als 100 Arbeitsjahren schloss 1966 nahe Mértola der von Briten betriebene Tagebaukomplex Mina de São Domingos. Der unweit gelegene Stausee Tapada Grande lädt dich heute mit seinem Strandbad zum Schwimmen ein, und wenn du ein Wohnmobil hast, kannst du es nebenan abstellen.

Zum heutigen Open-Air-Museum der Mine, das zum Fotografieren und Studieren der informativen Schautafeln einlädt, gehörte auch ein komplexes Eisenbahnsystem, deren Loks in São Domingos gewartet und sogar teilweise gebaut wurden, und ein Flusshafen in Pomarão. Dort, wo die Erzschiffe mit den Spaniern wetteiferten, um die schnellsten Lieferungen des Pyrits nach England, genießt du heute einen wunderschönen Ausblick auf die malerische Flusslandschaft des Rio Guadiana und auf Spanien.

Reiseinfos
Adresse

Mina de São Domingos
7750-162 Achada do Gamo
Portugal

37.669542, -7.496308

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